Auf durch die größte Angst und hin in die Sichtbarkeit
- Anja Mack

- 11. Juli
- 2 Min. Lesezeit

Wie ich meinen Perfektionismus losließ, mich selbst annahm – und lernte, mich wirklich zu zeigen
Ich dachte lange, Perfektion sei Stärke. Kontrolle. Klarheit. Erfolg. Ich war schnell, organisiert, diszipliniert – alles musste stimmen, bevor ich mich zeigen konnte. Bevor ich ein Projekt starte. Bevor ich mich traue, gesehen zu werden. Ich hatte ein ganzes Leben darauf aufgebaut, alles richtig zu machen. Fehlerfrei. Glatt. Professionell.
Doch tief in mir war da eine Stimme, die flüsterte: Du lebst an dir vorbei.Ich ignorierte sie. Jahrelang.Bis sie irgendwann schrie.
Denn die Wahrheit ist: Perfektion ist eine Maske.
Sie schützt dich davor, verletzt zu werden – und hält dich gleichzeitig davon ab, dich selbst zu leben. Ich habe Träume zerrissen, Ideen verworfen, Impulse ignoriert, nur weil ich dachte, es ist noch nicht gut genug. Ich bin noch nicht gut genug.
Diese Angst, nicht zu genügen, ist tückisch. Sie tarnt sich als Vernunft. Sie nennt sich „Qualitätsanspruch“, „Professionalität“ oder „Markenbewusstsein“. In Wahrheit ist sie der klebrige Schatten des inneren Vergleichs. Und sie hat mich – wie viele Frauen – klein gehalten.
Sichtbarkeit beginnt mit radikaler Ehrlichkeit
Sichtbar zu sein, bedeutet nicht, hübsche Bilder zu posten oder laut zu schreien. Es bedeutet: sich zu zeigen, wie man ist.
Mit Licht. Mit Schatten. Mit Fragen. Mit Wut. Mit Lust. Mit Klarheit. Und auch mit Chaos.
Ich habe gelernt: Solange ich mich nur zeige, wenn alles perfekt ist, zeige ich mich nie wirklich.Sichtbarkeit bedeutet: Ich höre auf, auf das perfekte Timing zu warten. Ich gehe. Jetzt. Ungeschminkt. Ungefiltert. Echt.
Denn genau da liegt die Magie: in der Rohheit. In der Wahrheit. In der puren Energie meines Wesens.
Selbstannahme ist kein Endziel – sie ist ein täglicher Akt
Ich habe mich lange abgelehnt. Meinen Körper verglichen. Meine Stimme gezähmt. Meine Tiefe kaschiert. Ich habe versucht, mich in Systeme zu pressen, die mir nie gepasst haben.
Und irgendwann verstand ich:
Ich muss nicht anders werden – ich darf mich erinnern.Daran, wie wild ich bin. Wie weich. Wie laut. Wie zärtlich. Wie radikal lebendig.
Selbstannahme bedeutet nicht, sich jeden Tag großartig zu fühlen. Es bedeutet, aufzuhören, sich selbst zu bekämpfen.
Sexualität als Schlüssel zur Rückverbindung
Für mich beginnt alles mit dem Körper. Mit Empfindung. Mit Lust. Mit Atem. Mit Erdung.
Authentische Sexualität ist keine Technik – sie ist ein Zustand. Ein Zustand tiefer Verbindung. Mit sich. Mit dem Leben. Mit dem Jetzt.
Ich glaube daran, dass das ganze Leben orgasmisch sein kann. In Wellen. In Tiefe. In Intensität.Ein Gespräch kann orgasmisch sein. Ein Lachen. Ein Spaziergang. Eine Erkenntnis.
Wenn wir uns selbst wieder spüren, hören wir auf, uns zu beweisen.Dann leben wir. Dann erschaffen wir. Dann wirken wir.
Warum du deine größte Angst nicht loswerden musst
Viele Frauen wollen erst mutig werden, erst sicher sein, erst bereit sein.Doch der Mut kommt nicht vorher.Er kommt im Gehen.Wenn du durch die Angst gehst.Wenn du zitterst – und trotzdem sprichst.Wenn du keine Ahnung hast, wie – und trotzdem losgehst.
Genau da beginnt das echte Leben.
Da beginnt deine Sichtbarkeit.
Du willst gesehen werden?
Dann fang an, dich selbst zu sehen.
Du willst gehört werden? Dann hör auf, dich selbst zu unterbrechen.
Du willst spüren? Dann steig aus dem Kopf – und rein in deinen Körper.
Denn du bist nicht hier, um perfekt zu sein.Du bist hier, um zu wirken.



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